MEINE SCHAUKELTIERE UND DIE BIENNALE

Bastard ist mein Spielplatz, der Bereich, in dem ich meine Kreativität unabhängig von Auftraggebern ausleben kann. Ich baue und produziere was mir Spass macht. Meine Schaukeltiere waren ein langer Prozess. Von der Idee, über das Sammeln von brauchbaren Objekten bis hin zum Zusammenfügen der Teile ist viel Zeit vergangen – umso mehr habe ich mich über meine Tiere gefreut.

Dann kam eine Venedigreise im August 2019: ein paar Tage in der schönsten Stadt der Welt, italienische Küche vom Feinsten und – wenn ich schon einmal da bin – natürlich ein Besuch bei der Biennale di Venezia. Dort standen sie dann: die Tiere vom Künstler Jimmie Durham! Unfassbar! Ich war sprachlos! Das ist meine Idee! Das sind meine Tiere! Ich war gleichzeitig wütend, tieftraurig und enttäuscht.

Beinahe hätte ich die Freude an meinen Schaukeltieren verloren. Natürlich wusste ich ganz genau, dass Herr Durham mir die Idee nicht geklaut hat. Umgekehrt wusste ich aber auch ganz genau, dass ich die Idee von Herrn Durham nicht geklaut habe, denn die Idee zu meinen Schaukeltieren wurde lange vor dem Besuch der Biennale geboren und umgesetzt.

Langsam wandelte sich das Gefühl und wurde zu einer Art Bestätigung. Wenn ein berühmter Künstler – das muss Herr Durham sein, da er auf der Biennale seine Werke zeigen darf – diese Art von Kunst macht, bin ich dann auch Künstlerin? Nun, so weit will ich mich nicht vorwagen, das wäre vermessen. Aber irgendwie fühle ich mich mittlerweile bestätigt und ein bißchen geehrt. 

Heute bin ich stolz. Und wenn es mir Spass macht, baue ich noch mehr Tiere. Denn ich bin Bastard und mache was mir gefällt.